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Haben Brettspiele eine Zukunft?

Monopoly, Risiko oder Kniffel, es gibt viele, mittlerweile gar weltberühmte Spiele, die nicht digital über den Bildschirm gespielt werden müssen und bereits seit Jahrzehnten Freunde und Familien begeistern. Aber wie lange wird dies noch so weitergehen? Letztlich befinden sich Smartphone- bzw. Videospiele auf dem Vormarsch. Hinter modernen Gaming-Produktionen stecken Millionenbeträge. Haben Brettspiele da noch eine Zukunft?

Zukunft der BrettspieleCirca 190 Millionen Euro nimmt der Spielehersteller Ravensburger jährlich ein – und das alleine in Deutschland. Auch diese Zahlen zeigen, dass Brett- bzw. Gesellschaftsspiele noch immer gefragt sind, trotz den zahlreichen Video- und Smartphone-Spielen, die mittlerweile mindestens ebenso viele Genre abdecken wie unsere guten, alten Brettspiele.

Und trotzdem: Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Deloitte sind digitale bzw. mobile Spiele für das Smartphone zwar in der Mitte der Gesellschaft angekommen, dass diese Gesellschaftsspiele aber irgendwann einmal völlig verdrängen könnten, das ist eher unwahrscheinlich.

Zwar werden insbesondere bei jüngeren Menschen immer häufiger online Sportwetten bei Bet at Home abgegeben oder Felsen und Kluften in Super Mario Run überwunden, doch noch immer spielen 40 Prozent der 14- bis 18-Jährigen und gut 50 Prozent der 19- 24-Jährigen mindestens einmal im Monat ein Brettspiel. Aber woran liegt das?

Gemeinsam spielen bringt mehr Spaß

Die Gründe für den Erfolg von Brettspielen sind schnell gefunden. Zwar können sie im Vergleich zu den aufwendig produzierten Videospielen, die auf der Playstation oder Xbox gezockt werden können, hinsichtlich der Storyline, der optischen Gestaltung oder auch in den Möglichkeiten des Gameplays kaum mithalten, dafür bringen sie andere Vorteile mit.

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Denn vor allem in Deutschland gelten Gesellschaftsspiele noch immer als ein Kulturgut, das vor allen Dingen in Familien besondere Anerkennung genießt und gepflegt wird. Knapp 35 Prozent aller Familien geben an, dass das Spielen von Gesellschaftsspielen noch immer die häufigste gemeinsame Tätigkeit ist – noch vor dem Zoo, dem Fernsehen oder Kino.

Dabei sind Gesellschaftsspiele dem Begriff nach eigentlich gar kein „Kulturgut“. Denn ein deutsches Gesetz, das Brettspiele als schützenswertes kulturelles Erzeugnis bestimme, wird in den deutschen Rechtsbüchern vergeblich gesucht. Trotzdem gibt es im Lande sogar Spiele-Museen, von denen das Deutsche Spielearchiv in Nürnberg mit circa 30.000 verschiedenen Spielen die größte Spielesammlung unterhält und sogar öffentlich von der Stadt gefördert wird.


Video: Bernward Thole ist Gründer des Deutschen Spielearchivs.

Gegründet wurde das Spielezentrum von Bernward Thole, der seine eigene Spielesammlung mitbrachte, die immerhin 5.000 Exemplare umfasste, und das damals noch in Marburg. Erst als die Stadt Nürnberg ihm seine Sammlung abkaufte, konnte daraus ein eigenes Museum entstehen.

Doch dies allein ist natürlich nicht der Grund, weswegen Gesellschaftsspiele auch in der digitalen Welt noch immer derartig beliebt sind. Fakt ist: Der „kompetitive Modus“, wie es modern gerne bei digitalen Spielen ausgedrückt wird, also das Spielen mit mehreren Teilnehmern, kommt bei Gesellschaftsspielen mehr zum Tragen, wo sich Spieler gegenübersitzen, miteinander lachen und sich zusammen ärgern und nicht in verschiedenen Räumen sitzen und auf den Bildschirm starren.

Bei digitalen Mehrspieler-Games (kompetitiven Spielen) kann von dem Versuch gesprochen werden, Gesellschaftsspiele auf eine digitale Ebene zu transferieren. Bei solchen Spielen unterscheidet man zwischen Zwei-Spieler-Varianten, Mehrspieler-Games sowie den MMOG, den Massively Multiplayer Online Games, bei denen in einer häufig fast grenzenlosen Welt (Open World) mit- oder gegeneinander gespielt werden kann.

Diese soziale Komponente können Smartphone- und Videospiele trotz Online-Modi, Videoübertragung und Chat-Funktionen eben noch nicht bieten. Genau hier liegt der große und wohl auch in Zukunft unumstößliche Vorteil von Gesellschafts- und Brettspielen.

Deutschland ist Zentrum der Spieleautoren

Als die Siedler Mitte der neunziger Jahre die Insel Catan bezogen, war wohl nur wenigen Menschen klar, dass nur wenige Jahre später fast jeder Mensch in Deutschland wissen sollte, worum es bei diesem Umzug geht. „Die Siedler von Catan“ war der letzte große Spielehit, der zu einem echten Klassiker geworden ist. In über 20 Sprachen wurde der Spielehit übersetzt, sogar ein Roman wurde geschrieben, der über die historischen Hintergründe aufklärt.

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Siedlungen bauen, nach Erz schürfen und über Rohstoffe verhandeln, eines der weltweit erfolgreichsten Brettspiele hat das Strategie-Konzept erstmalig in ein Spiel integriert. „Lange Zeit hießen Aufbauspiele im Stil der Siedler deshalb nur ,German Games’. International war dieses Spielprinzip vorher gar nicht bekannt“, sagt Stefanie Kuschill, Kuratorin am Nürnberger Spielearchiv.

Das sind die besten Gesellschaftsspiele aller Zeiten

  • Mensch ärgere dich nicht: Der Würfelklassiker zum Ärgern für die ganze Familie.
  • Monopoly: Wenn Menschen zu Kapitalisten werden und ein Immobilienimperium aufbauen.
  • Uno: Hier entscheidet das Kartenglück.
  • Siedler von Catan: Vorsicht! Strategiespiel mit Suchtgefahr!
  • Kniffel: Ein Glücksspiel, in dem harte Entscheidungen getroffen werden müssen.
  • Scrabble: Wortgewandte Leseratten haben hier Vorteile.
  • Risiko: Ein Kriegsspiel ohne Gewalt.
  • Trivial Pursuit: Nicht nur etwas für Quizmaster.
  • Spiel des Lebens: Ein ganzes Leben meistern – in wenigen Stunden.
  • Cluedo: Krimiklassiker für Sherlock-Holmes-Fans.

Erfunden wurde das Spiel übrigens von einem Deutschen. Klaus Teuber gilt seither als einer der bekanntesten Spieleautoren, die hierzulande trotzdem einen schweren Stand haben. Denn leben können die oft als Freiberufler tätigen Autoren von ihren Ideen kaum. Zwischen fünf und sieben Prozent erhalten die Erfinder von den Verkaufspreisen der Spiele.

Die meisten kreativen Köpfe sind übrigens in der Spiele-Autoren-Zunft (SAZ) organisiert. Sie vertritt die Autoreninteressen gegenüber den Verlagen. 440 Mitglieder können derzeit gezählt werden. Gut zwei Drittel der Mitglieder kommen aus Deutschland, der Hochburg der Spieleautoren. Trotzdem können viele von ihnen von ihren Ideen nicht überleben. Denn bevor ein neues Spiel in die Produktion geht, findet ein oft langwieriger Diskurs zwischen Verlag und Spieleautor statt.

„Dass ein Spiel direkt verlegt wird, ist sehr selten. Meist geht es ein paarmal zwischen Autor und Verlag hin und her, bis es erscheint“, weiß der junge Spieleerfinder Janosh Kosák. Auch Klaus Teuber musste jahrelang an seinem Spiel tüfteln, bis es endlich verlegt wurde. „Die Vorschläge sollen mit unserem Selbstverständnis von Bildung, Freude am Spiel und Gemeinschaft vereinbar sein“, erklärt Thomas Zumbühl, Internationaler Produktmanager für Gesellschaftsspiele bei Ravensburger. Doch natürlich sollen sie am Ende auch gekauft werden.

Werden Brettspiele bald digitalisiert?

Um dem Digitalisierungstrend zu entsprechen und nicht von Smartphone-Games überholt zu werden, gibt es auch bei den Spieleverlegern Überlegungen, wie es zukünftig möglich sein könnte, konkurrenzfähig zu bleiben. Eine Idee ist beispielsweise die Digitalisierung von Brettspielen.

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Video: Monopoly und Co. gibt es bald wohl schon auf dem Smartphone zu spielen

„Wir haben festgestellt, dass das Interesse an Brettspielen mit digitalen Elementen wächst“, sagt Produktmanager Zumbühl. Und so soll es bei Ravensburger zukünftig mehr „Smartplay“-Spiele geben. Hier können die Figuren teils über das Smartphone gesteuert werden, Spieleanleitungen werden über das Handy vorgelesen und Spieler erhalten Tipps über den Bildschirm. Dies soll den Einstieg erleichtern und stundenlanges Studieren von Spieleanleitungen vermeiden.
Dabei sind solche Vorgehensweisen eigentlich unnötig. Denn in Deutschland gibt es mit dem „Spiel des Jahres“-Preis, der bereits seit 1979 besteht und auch als „Pöppel“ bekannt ist, eine Auszeichnung, die vor allen Dingen jungen Autoren zugutekommt und diese auch finanziell unterstützt.

Wer hier gewinnt, darf Praktika in verschiedenen Bereichen der Spielebranche absolvieren, erhält 3.000 Euro und kann sich gewiss sein, dass der Ravensburger-Konzern sein Spiel prüft und gegebenenfalls veröffentlicht. Dass Brettspiele in Zukunft also nicht mehr im Laden zu finden sein werden, ist somit eher unwahrscheinlich.

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